Gelebte Kooperation zwischen Musikschule und Staatstheater
Es ist das große Abschlusskonzert von „Stimmen der Zukunft 2024“. Knapp 400 Nürnberger Grundschulkinder sitzen im Parkett des Opernhauses und singen aus vollem Hals. Auf der Bühne spielt die Staatsphilharmonie Nürnberg in kleiner Besetzung und in den Rängen bestaunen die Eltern, womit sich ihre Kinder ein halbes Jahr lang immer wieder beschäftigt haben.
Um Kindern einen Weg zum Singen und musikalischen Erleben zu bereiten, arbeiten das Staatstheater Nürnberg und die Musikschule Nürnberg seit einigen Jahren Hand in Hand für das Projekt „Stimmen der Zukunft“. Jedes Jahr nehmen rund 20 Klassen aus verschiedenen Nürnberger Grundschulen am Projekt teil, singen gemeinsam bekannte und unbekannte, traditionelle und moderne, deutsche und internationale Kinder- und Volkslieder und lernen dabei ganz nebenbei ihre Singstimme und damit sich selbst besser kennen.
Singermutigung für die Kinder
Für die Kinder gibt es Singworkshops in ihren Klassen, in denen es neben dem Üben der Lieder auch darum geht, die eigene Stimme kennenzulernen und im Zusammenklang mit den anderen zu spüren. Bei einem Kreativ- und Singtag am Opernhaus gibt es spannende Einblicke hinter die Kulissen des Theaters und steht der kreative Umgang mit der Stimme im Vordergrund. Das diesjährige Thema „Zauberstimmen“ sorgt für gruseliges Geisterheulen und Hexenlachen auf den Probebühnen des Staatstheaters Nürnberg.
Fortbildung für die Lehrkräfte
Das Kooperationsprojekt „Stimmen der Zukunft“ richtet sich nicht nur an die Kinder, sondern auch explizit an die begleitenden Lehrkräfte: Pro Jahr sind zwei Fortbildungen rund um die Themen Kinderstimme und Singen im Klassenverband vorgesehen.
Die Klassen und ihre Lehrkräfte werden über ein halbes Jahr von Musikpädagoginnen und Musikpädagogen aus der Musikschule Nürnberg und dem Staatstheater Nürnberg begleitet. Der Hauptanteil des Übens liegt dabei bei den Lehrkräften selbst. Sie erhalten dafür verschiedene Impulse, zum Beispiel dichten sie ihre eigenen Strophen oder basteln ein Bühnenbild, und können sich mit Fragen jederzeit an das „Stimmen der Zukunft“-Team wenden. Darüber hinaus wird die Zusammenarbeit der Lehrkräfte untereinander gestärkt: Alle können sich mit ihren Ideen und Fragen einbringen, egal ob fachfremd unterrichtend oder musikalische Fachkraft. Auf diese Weise sollen das gemeinsame Singen und seine vielen positiven Effekte nachhaltig in den Schulen verankert werden.
Stimmen der Zukunft 2024 – Abschluss mit Stimmen rund ums Konzert
Mit ihren Stimmen lassen die Kinder im Opernhaus eine zauberhafte Moorlandschaft entstehen. Und dank eines gemeinsamen Zauberspruchs fliegen die Musiker*innen der Staatsphilharmonie mit ihren Instrumenten auf die Bühne. Mit Arrangements, die eigens für das Projekt und die Besetzung geschrieben worden sind, unterstützen sie nun die singenden Kinder mit ihrer feinsinnigen Begleitung. Dabei erleben alle, dass nicht nur Hexen, Gespenster und Zauberer magische Kräfte haben: Auch der Musik wohnt ein Zauber inne, der spätestens spürbar wird, als am Ende bei dem Lied „Seid bloß still, macht keinen Rabatz“ alle kräftig – und manchmal eben auch ganz leise – einstimmen und am liebsten gar nicht aufhören wollen. Der tosende Applaus von allen für alle macht deutlich: Dieser Zauber funktioniert, weil alle Beteiligten an einem Strang ziehen – und manchmal, weil die Bühnentechnik einen Besen in den Schnürboden schweben lässt.
Artikel: Philipp Roosz, Bekki Schumacher
Fotos: Irina Roosz